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  • AutorenbildAlpineFoxes Team

Von Hasen, Kätzchen und fliegenden Glocken: Tipps für die Karwoche in Wien

Aktualisiert: 7. Apr.


Pink plastic rabbit as displayed in front of the State Opera in Vienna, Austria
Es ist wieder Osterhasenzeit

Jedes Jahr im zeitigen Frühling mehren sich in Wien die Indizien, dass ein besonderes Fest bevorsteht: wenn in den Blumengeschäften die Palmkätzchen und in den Supermärkten die Schokohasen dominieren und auf den Plätzen der Stadt, von denen vor noch gar nicht so langer Zeit die Weihnachtsmärkte verschwunden sind, exakt dieselben, vertrauten Hütten mit nur etwas variiertem Angebot auftauchen, dann weißt Du: Ostern mit all seinen Traditionen naht! Ein guter Grund für neugierige Stadtentdecker, mit Hilfe dieses AlpineFoxes-Beitrages auf Oster-Traditions-Spurensuche in der Karwoche durch Wien zu spazieren!


Ich beginne da gerne beim Stephansdom: Der Stephansdom war bis zum Jahr 1783 vom "Stephansfreithof" umgeben, dem größten Friedhof innerhalb der Stadtmauer. Die einzelnen Gräberfelder waren durch Wege voneinander getrennt und trugen spezielle Namen. Da gab es nördlich des Langhauses den Fürstenbühel, zur Schulerstraße hin den Studentenbühel und zur Churhausgasse den Römerbühel. Eine vierte kleine Grabstättengruppe befand sich auf einer Bodenerhebung gleich beim Nordturm des Doms.



Blick hinauf auf den Stephansdom in Wien
Ein fuchsiger Blick auf den Stephansdom

Genau hier, am sogenannten „Palmbühel“, fand am Beginn der Karwoche jahrhundertelang die österliche Weihe der Palmzweige statt. Bis in die heutige Zeit werden am Palmsonntag die Palmkatzerl geweiht. Diese kirchliche Tradition hat sich erhalten, den Stephansfreithof allerdings gibt es schon lange nicht mehr. Doch wenn man um den Dom spaziert und aufmerksam den Boden betrachtet, sieht man auf den hellgrauen Bodenplatten stilisierte dunklere Kreuze, die an den alten Friedhof erinnern sollen.


Am Gründonnerstag feiern die christlichen Kirchen das letzte Abendmahl Jesu. Zum liturgischen Brauchtum gehört die Fußwaschung, die ab dem 17.Jahrhundert auch am Wiener Kaiserhof als höfische und ziemlich skurrile Zeremonie in der Karwoche ihren festen Platz hatte. Bedürftige Greise (heute würde man Senioren sagen) konnten sich um eine Annahme zur Fußwaschung bewerben. Die zwölf glücklichen Auserwählten wurden von einem Arzt untersucht und sozusagen vorsorglich vorgewaschen, bekamen neue Kleidung und wurden am Gründonnerstag nach der Messe in die Hofburg gebracht, wo der Kaiser ihnen dann die Füße wusch. In der Folge wurde eine symbolische Speisung (Spinat?) abgehalten und die Armen beschenkt. Analog zur Fußwaschung durch den Kaiser vollzog die Kaiserin das Ritual an zwölf bedürftigen Greisinnen. Die Namen der solchermaßen Geehrten wurden übrigens ebenso wie ihr Alter und auch die Summe aller ihrer gemeinsamen Lebensjahre ab 1703 alljährlich in der Wiener Zeitung veröffentlicht!


Du willst mehr über das spannende kaiserliche Fußwaschen erfahren? Dann musst Du dich in die Kaiserliche Silberkammer begeben! Dort wird das Ritual sehr ausführlich beschrieben, man sieht ein Beispiel einer Namensliste und auch das tönerne Geschirr, das extra für die Speisung angefertigt wurde. Da gehst Du bitte aber erst nach den Osterferien hin, denn jetzt ist das Museum einfach zu voll, obwohl die meisten Gäste ohnehin eher hinaufstreben in das Sisi-Museum. Des Menschen Wille ist sein Himmelreich...


Alternativ bietet sich zum Thema Fußwaschen auch ein Besuch der wunderbaren Schatzkammer<